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Der Bauch nach Schwangerschaft
und Geburt

Postpartum Belly, After-Baby-Body, das große Danach. Uns erreichen täglich so viele Fragen zu euren Körpern und es geht dabei nicht nur um Schwangerschaftsbeschwerden und Tipps zur Geburt, sondern wirklich oft auch darum, ob nach der Schwangerschaft "alles wieder wie vorher" aussieht - und wie lange das im Schnitt so dauert. Wir finden es super wichtig darüber zu sprechen und damit auch den manchmal fast irrwitzigen Bildern im Netz etwas entgegen zu setzen. Denn dass ein Körper nach 40 Wochen Höchstleistung innerhalb von wenigen Tagen wieder so aussieht wie vorher ist nicht nur äußerst selten, sondern auch nicht unbedingt erstrebenswert.

Damit ihr sehen könnt, wie andere Körper nach einer Schwangerschaft und Geburt aussehen, haben wir diese Bauch-Galerie gemacht. Und hier auch noch eure wichtigsten Fragen beantwortet:

1. Bleiben Dehnungsstreifen nach der Geburt für immer?

Dehnungsstreifen, die bei euch in der Schwangerschaft vielleicht entstanden sind, verschwinden danach nicht. Viele Frauen sagen jetzt "leider nicht", aber wir wollen euch ermutigen, die Silberstreifen, die auf eurer Haut bleiben, neutral zu betrachten. Ihr müsst sie natürlich nicht abfeiern oder stolz darauf sein. Aber einen entspannten Blick und den dazugehörigen "so sehe ich jetzt aus, punkt"-Gedanken möchten wir euch trotzdem ans Herz legen. Denn woher kommen eigentlich die Gedanken, dass Frauenkörper nach dieser lebensverändernden Zeit der Schwangerschaft und Geburt wieder so aussehen sollen wie vorher? Ist das nicht eigentlich total unmöglich und wird nur von großen (und kleinen) Kosmetikartikelherstellern propagiert, damit wir alle mehr und mehr Produkte kaufen? Dass die Körperideale unserer Zeit wenig mit der Realität und viel mit Konsum zu tun haben, ist gut belegt. Und kann auch bei der Akzeptanz eines nach der Schwangerschaft anders aussehenden Körpers ein wichtiger Gedanke sein.

Aber warum bleiben Dehnungsstreifen für immer? Schwangerschaftsstreifen sind Risse im Bindegewebe, die entstehen, wenn sich die Haut und das Unterhautgewebe sehr schnell dehnen müssen - wenn ihr also zum Beispiel schnell wachst oder zunehmt (wie es oft in der Pubertät der Fall ist) oder wenn sich euer Körper eben so rasant verändert wie in einer Schwangerschaft. Die Risse sind permanente Verletzungen, die nicht wieder verschwinden. Und auch nicht mit viel Ölen und Cremen verhindert werden können, was in vielen Studien ziemlich eindrücklich belegt ist. Ob ihr Dehnungsstreifen bekommt oder nicht, hängt vor allem von eurer Genetik und vom spezifischen Wachstum eures Kindes ab. Nach der Geburt werden die Streifen, die durch den hohen Druck zum Ende der Schwangerschaft oft rot, blau oder grün schimmern, aber oft heller und kriegen manchmal sogar einen silbrigen Glow.

2. Leiert eine Vagina durch eine Spontangeburt aus?

Ein hartnäckiges Ammenmärchen rund um vaginale Spontangeburten hält sich bis heute erfolgreich: sie leiert aus. Wird weiter. Ist nicht mehr eng genug für penetrativen Sex. Und wir sagen: NEIN. Deine Vagina ist ein Hohlorgan und wirklich eine außergewöhnliche Konstruktion: sie kann sich während der Geburt relativ unproblematisch um ungefähr das Zehnfache erweitern und ausdehnen. Nach der Geburt zieht sich das Organ wieder zusammen und bildet sich meist innerhalb weniger Tage wieder auf die ursprüngliche Größe zurück. Schon sechs Wochen nach der Geburt unterscheidet sich die Vagina einer Frau, die ihr Kind spontan geboren hat, quasi nicht mehr von einer Vagina einer jungen Frau, die noch keine vaginale Geburt erlebt hat.

Was hier aber besonders wichtig ist: für euer vaginales Empfinden ist nicht nur Länge und Weite der Vagina selbst relevant. Vielmehr spielt hier die mehrschichtige Beckenbodenmuskulatur eine wirklich wichtige Rolle. Rückbildungsübungen sind darum nicht nur für eure Kontinenz relevant, sondern insgesamt für eure vaginale Spürfähigkeit und euer Empfinden beim Sex.

3. Sollte ich länger Stillen, damit ich möglichst schnell meine Schwangerschafts-Kilos verliere?

Einfache Frage, komplexe Antwort. Ganz grundsätzlich ist es uns ein echtes Anliegen zu sagen: du MUSST überhaupt keine Schwangerschafts-Kilos verlieren. Viel überschüssiges Gewicht aus der Schwangerschaft geht ohnehin von selbst wieder (Wassereinlagerungen, Fruchtwasser, das Gewicht deiner Gebärmutter, etc.). Aber selbst die dann eventuell noch verbleibenden Kilos dürfen unbedingt bleiben und tun dies bei vielen Frauen auch. Und das sollte wirklich viel ok-er sein, als es aktuell gesellschaftlich akzeptiert wird: Körper sind unterschiedlich und verändern sich im Laufe des Lebens immer wieder. Und sollten sich wirklich keinen absurden Idealen anpassen müssen.

Und was hat das alles mit dem Stillen zu tun? Stillende Menschen verbrauchen deutlich mehr Kalorien als nicht-stillende Menschen, die werden vor allem zur Produktion der Milch eingesetzt. Das heißt aber nicht, dass alle Mütter, die stillen, automatisch abnehmen. Und deine Entscheidung zu stillen sollte sich am besten nicht nach deinem Körpergewicht richten, sondern nach deinem und dem Bedürfnis deines Kindes, die Stillbeziehung fortzuführen. Oder eben nicht.

Wir wissen, dass es eine echte Herausforderung sein kann, einen nach der Schwangerschaft veränderten Körper zu akzeptieren - vor allem, wenn das Umfeld und auch größere gesellschaftliche Zusammenhänge aktuell eher suggerieren, dass ein Frauenkörper nach der Geburt besser schnell wieder aussieht, wie vorher. Darum schicken wir euch allen hier ein großes und viel Geduld mit euch selbst.

4. Macht Stillen hängende Brüste?

Ja, vielleicht. Aber nicht für immer. Stillen ist high tech und dein Körper vollbringt echte Höchstleistungen, um dein Kind mit Milch zu versorgen. Schon in der Schwangerschaft bauen sich deine Brüste um: das Drüsengewebe wächst und verdichtet sich, die Brüste werden größer. Gleichzeitig wird das Fettgewebe, das vorher einen großen Teil deiner Brust ausgemacht hat, deutlich weniger, wodurch sich manchmal auch die Festigkeit und Form der Brüste schon in der Schwangerschaft verändert.

Wenn dein Kind geboren ist und du dich entscheidest zu stillen, beginnen deine Brüste mit der Milchproduktion (manchmal passiert dies auch schon während der Schwangerschaft). Während der Stillzeit sind die Brüste vieler Frauen eher fest, manchmal prall, manchmal weniger prall. Und im Prozess des Abstillens werden sie oft weich und fließend.

Letzteres hängt mit dem oben beschriebenen fehlenden Fettgewebe zusammen. Wenn sich die Milchdrüsen nach dem Abstillen zurückbilden, dauert es oft etwas, bis sich wieder Fett eingelagert hat. Trotzdem können deine Brüste sich natürlich von denen vor der Schwangerschaft in Form und Größe unterscheiden - so wie der Rest deines Körpers auch. Das kann hart sein und lässt sich sicher nicht mit einem "mein Kind entschädigt mich für alles"-Spruch wegpusten. Aber drüber zu sprechen, sich andere Brüste anzugucken und eigene Sehgewohnheiten zu hinterfragen kann wirklich viel helfen.

5. Und was wäre, wenn wir endlich aufhören würden, uns ständig mit unserem Vor-Schwangerschafts-Körper zu vergleichen?

Verrückte Idee. Oder?

Wir haben es am Anfang dieses Textes ja schon ziemlich deutlich gemacht: wir sind keine Fans von Vorher-Nachher-Talks und Bodyshaming. Und würden wirklich jeder Mutter auf diesem Planeten wünschen, dass sie ihren nach der Geburt vielleicht veränderten Körper einfach annehmen kann. "Einfach" ist das sicher nicht, weil schlank nicht nur die aktuelle Schönheitsnorm ist, sondern auch viel zu oft mit Gesundheit, Erfolg und Schönheit gleichgesetzt wird.

Dass schrumpelige, mehrgewichtige, weiche, lose, große und sehr kleine Körper(teile) aber ebenso schön, gesund und stark sein können, wollen wir euch hier nochmal in Erinnerung rufen. Guckt euch in den Umkleidekabinen dieser Welt andere Frauenkörper an, schaut nochmal hier in der Bauch-Galerie vorbei oder stöbert in den Accounts von Fotograf*innen, die Wochenbettreportagen schießen. Vielleicht supported euch das dabei, auch auf euch selbst mit weniger Strenge und mehr Neutralität und Mitgefühl zu gucken. You deserve it.

Echt. Ungeschminkt. Schön.

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